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Lachgas (Distickstoffmonoxid) ist ein farbloses Gas aus der Gruppe der Stickoxide. Die chemische Formel für dieses Gas ist N2O. Es wird auch als Treibgas in Spraydosen und als Aufschäummittel in Sahnespenderkapseln verwendet. Eine Behandlung mit Lachgas leidet heute zu Unrecht unter dem schlechten Ruf, den es sich als Partydroge eingehandelt hat. Die schmerzstillende und sedierende Wirkung von Lachgas wurde bereits im 18. Jahrhundert von Joseph Priestley entdeckt. Die besonderen medizinischen Eigenschaften entdeckte der Chemiker Humphry Davy 1799 durch Selbstversuche. Der erste Zahnarzt, der Lachgas als Narkosemittel verwendete, war Horace Wells in Hartford, Connecticut. So setzte der Dentist das Lachgas ab 1844 bei Zahnextraktionen ein, nachdem er dessen schmerzstillende Wirkung zufällig bei einer Jahrmarktveranstaltung beobachtet hatte.

Stand in der Zahnmedizin vor der routinemässigen Einführung der Lokalanästhesie eher die schmerzstillende Wirkung von Lachgas im Vordergrund, so ist es heute vor allem seine beruhigende und angstlösende Eigenschaft. In den USA und in vielen europäischen Ländern (England, Skandinavien, Italien) wenden über 50% der Zahnärzte Lachgas routinemässig bei ihren Patienten an.

 

Wie erfolgt eine Zahnbehandlung unter Lachgas ?

Über eine kleine Nasenmaske wird ein Gemisch aus Sauerstoff und Lachgas verabreicht. Bereits nach einigen wenigen Atemzügen beginnt das Lachgas zu wirken. Die Patienten beschreiben ein Gefühl der Leichtigkeit und vor allem der Entspannung. Der Patient ist während der Behandlung jedoch jederzeit ansprechbar. Angst, Verspannung und Unwohlsein weichen einem beruhigenden Geborgenheitsgefühl. Möglich sind leichte optische Halluzinationen (bei geöffneten Augen: Sicht durch einen Schleier, Tunnelblick) und akustische Halluzinationen (Geräusche werden gedämpfter oder intensiviert wahrgenommen). Der durch Lachgas ausgelöste Rausch scheint lustig zu sein, denn die meisten Konsumenten lachen spontan. Häufig wird ein Schweben durch Raum und Zeit wahrgenommen. Es verschwindet die Erinnerung an das Erlebte sehr schnell.
Gleichzeitig mit der Angst nimmt auch die Schmerzempfindlichkeit stark ab. Somit wirkt beim Angstpatienten das Lokalanästhetikum auch deutlich besser. Der für viele Angstpatienten typische Würgereiz ist bei der Behandlung unter Lachgas fast völlig aufgehoben. Der Zahnarzt kann über das Mischungsverhältnis Sauerstoff-Lachgas die Intensität der Lachgas-Sedierung verändern und individuell auf den Patienten dosieren. Nach dem Ende der Zahnbehandlung atmet der Patient noch ca. fünf Minuten reinen Sauerstoff ein. Danach ist die Wirkung des Lachgases meist vollständig aufgehoben. Diese optimale Steuerbarkeit ist ein Vorteil der Lachgas-Analgesie im Gegensatz zu anderen Sedierungsverfahren (oral oder intravenös). Meist können die Patienten die Praxis ohne Begleitung verlassen.

Sie werden also spüren:

  • großes Glücksgefühl, Leichtigkeit, Schweben, Entspannung

  • eine Veränderung der akustischen und optischen Wahrnehmung

  • Geräusche werden undeutlicher und leiser, eventuell Ohrenklingeln

  • Wärmegefühl, Kribbeln in den Händen, Armen oder Beinen

  • Erlebtes gerät schnell in Vergessenheit

Bitte informieren Sie uns, wenn Sie folgendes spüren:

  • Schwindelgefühl

  • Taubheitsgefühl in Armen und Beinen

  • Kopfschmerzen oder Übelkeit


Risiken und Nebenwirkungen von Lachgas-Anwendung beim Zahnarzt

Seit mehr als 150 Jahren wird Lachgas klinisch zur Narkose und Schmerzbehandlung

weltweit eingesetzt und gehört auch heute noch zur täglichen Routine weltweit. Gleichzeitig kann Lachgas aufgrund dieser langen Anwendungszeit und der Unzahl behandelter Patienten bezüglich seines Nebenwirkungsspektrums und der sich daraus ableitenden Kontraindikationen als eines der am besten untersuchten Pharmaka überhaupt gelten. Reines Lachgas gilt als eines der ungiftigsten und nebenwirkungsärmsten Narkotika überhaupt. Aufgrund seines niedrigen Blut-Gas-Verteilungskoeffizienten von 0,47 und seines geringen Fett-Blut-Verteilungskoeffizienten ist Lachgas das am besten steuerbare, heute zugelassene Anästhetikum. Genauso wie die anderen Inhalationsnarkotika wird die Lachgas-Konzentration kontinuierlich in der Ausatemluft von Atemzug zu Atemzug überwacht. Sein Einsatz ist auch bei schwer eingeschränkter Organfunktion insbesondere von Leber und Nieren möglich, da es nicht metabolisiert wird. Wegen seiner schnellen An- und Abflutkinetik wird Lachgas besonders bei kurzen Eingriffen, z.B. im ambulanten Bereich eingesetzt, und als Analgetikum besonders dort, wo die atemdepressiven Eigenschaften der Opiate vermieden oder zumindest minimiert werden müssen. Es wird immer zusammen mit mindestens 30 % Sauerstoff verabreicht. Deshalb ist für die wirkungsvolle Anwendung von Lachgas ein erheblicher sicherheitstechnischer Aufwand nötig, bestehend aus Gasmischer, Sauerstoffmesszelle, Beatmungsmöglichkeit und reinem Sauerstoff.

Ein Risiko bei der Anwendung von Lachgas durch den Zahnarzt ergäbe sich bei der falschen Mischung von Sauerstoff und Lachgas. Wenn der Anteil von Lachgas in der Atemluft über 90% beträgt, und damit der Sauerstoff-Anteil nur noch 10 %, drohen Bewusstlosigkeit und sauerstoffmangelbedingte Hirn- und Organschäden. Weiterhin kann es zu Schwindelgefühlen, Erschöpfung, Taubheitsgefühlen in Armen und Beinen,

Kopfschmerzen und eventuell zu Zuckungen der Gliedmaßen kommen. Deshalb sind die zugelassenen Lachgasgeräte bei maximal 70 % Lachgas und somit 30 % Sauerstoff geblockt. Damit atmet der Patient immer mindestens doppelt so viel Sauerstoff wie in der normalen Atemluft vorhanden sind (durchschnittlich 19%).

In seinem Statement „Waste Anesthetic Gases Information for Management in

Anesthetizing Areas and the Postanesthesia Care Unit (PACU)“ kommt das Committee on

Occupational Health of Operating Room Personnel der American Society of Anesthesiology zu dem Schluss, dass es – abgesehen von tierexperimenetellen Hinweisen – keine hinreichend belegten Daten gibt, die beweisen, dass Lachgas eine teratogene, mutagene oder karzinogene Wirkung hat. Ebenso fehlen entsprechende Daten bezüglich einer Auswirkung von Lachgas auf die Reproduktivität (Zeugungsfähigkeit).

Lachgas hat nur geringe kardiozirkulatorische und respiratorische Nebenwirkungen. Klinisch kommt die Reduktion des arteriellen Blutdruckes kaum zum Tragen, sie ist eher auf die erhöhte Sauerstoffkonzentration in der Beatmungsluft zurückzuführen.

Lachgas führt aber zu einer zerebralen Vasodilatation und damit zu einer Erhöhung des intrakraniellen Druckes, besonders bei Patienten mit eingeschränkter zerebraler Compliance. So sollte bei Patienten mit erhöhtem intrakraniellem Druck oder einem Risiko dafür (z.B. Schädelhirntrauma) auf Lachgas verzichtet werden.

Lachgas diffundiert seinem Konzentrationsgefälle folgend in luftgefüllte Höhlen und

Räume. Handelt es sich dabei um abgeschlossene Räume, kann es so zu einer Druckerhöhung bzw. Ausdehnung dieser Räume führen. Hieraus ergeben sich als Kontraindikationen für die Anwendung von Lachgas: Ileus, Pneumothorax, Pneumomediastinum, Pneumoperikard, Eingriffe am Mittelohr, Luftembolie, sowie neurochirurgische und herzchirurgische Eingriffe, und Eingriffe am offenen Auge.

Lachgas sollte auch nicht bei bekannten schweren Vitamin-B12- oder Folsäure-

Mangelzuständen verwendet werden.

Auf Lachgas verzichten sollten Menschen

  • mit Hirndrucksymptomatik, da es unter Lachgas zu einer mäßigen Hirndruckerhöhung kommt

  • die schon einen Tauchunfall hatten

  • mit Atmungskrankheiten, die zur gestörten Sauerstoffaufnahme in den Lungen führen, insbesondere bei Asthma, Lungenemphysem oder Pneumothorax

  • mit Mittelohrentzündung oder vorangegangenen Eingriffen am Mittelohr

  • mit Ileus

  • mit Eingriffen am offenen Auge in den letzten drei Monaten

  • die unter epileptischen Anfällen leiden.

  • die schwanger sind

Bitte beachten Sie auch:

Bei gleichzeitigem Konsum von Lachgas und Alkohol sind Übelkeit und Erbrechen möglich.